
18. San Bernadino und der "deutsche Markt"
- Steffi Semla
- 20. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
OMG! Frühes Aufstehen ohne Frühstück – das ist ja so gar nicht meins. Ich hatte definitiv zu wenig Zeit zum Wachwerden und viel zu wenig Kaffee. Ob das heute gutgehen kann? Ich weiß es nicht. Chris bleibt lieber zu Hause, er ist immer noch krank. Also sind wir heute zu viert unterwegs: Tilo, Moni, Lars und ich. Ab geht’s nach San Ber, wie die Einheimischen sagen. Dort soll es wirklich alles geben – vor allem die „deutschen“ Dinge und andere europäische Produkte, die das Herz begehrt. Ich bin gespannt und freue mich. Die Fahrt dauert etwa 45 Minuten. Schon am frühen Morgen ist es drückend warm.
Was soll ich sagen? Wer mitten im Hochsommer nach Paraguay reist, muss damit rechnen, dass es hier richtig heiß werden kann. Das Land hat – wie viele andere – eine Art Frühling, einen intensiven Sommer, ein bisschen Herbst und einen Hauch von Winter. Aber um das mal klarzustellen: Das Klima hier ist besser als viele denken! Natürlich nicht für jeden etwas, aber das muss jeder für sich entscheiden.
Und weil ich gern ein bisschen Geschichte mit euch teile: San Bernardino ist eine Kleinstadt im Departamento Cordillera (zu dem auch Piri gehört) und liegt etwa 35 Kilometer von Asunción entfernt. Am 24. August 1881 wurde die Stadt von Jakob Schaerer als deutsche Kolonie gegründet. Ursprünglich hieß sie „Nueva Baviera“ – Neubayern –, wurde aber nach dem Ersten Weltkrieg zu Ehren des paraguayischen Generals und Präsidenten Bernardino Caballero nach dessen Namenspatron Sankt Bernhard benannt. Die Stadtflagge? Praktisch identisch mit der deutschen: Schwarz, Rot, Gelb.
Finde ich das übertrieben? Vielleicht. Aber Geschichte verdient Respekt. Wir waren schließlich alle nicht dabei.
Der Markt in San Ber: Ich bin sofort beeindruckt. Überall quirlt das Leben! Zwischen Krimskrams, Kleidung, Wurst, Käse, Essen-to-go, Obst und Gemüse tauchen wir ein in das bunte Treiben. Die Deutschen hier sind geschäftstüchtig – verkaufen, was das Zeug hält. Wir entdecken deutsche Wurst, Gebäck, Kuchen, Brot, selbstgemachte Wellness-Produkte und sogar deutsche Klassiker wie Backpulver, Haribos, Marmelade und Senf! Ich bin völlig geflasht.
So langsam werden wir reizüberflutet, also setzen wir uns am Rand des Marktes in den Schatten, essen eine „German Kleinigkeit“ lach Wortspiel 😂 und beobachten das Chaos. Viele Deutsche hier. Wirklich viele! Meiner Meinung nach fast schon zu viele – und das mitten in Südamerika. Hatte ich etwas anderes erwartet? Vielleicht. Ich weiß es nicht. Wir werden definitiv beobachtet, aber zum Glück spricht uns niemand an.
Auf dem Rückweg gönnen wir uns ein leckeres Eis aus Ziegenmilch – Meine Güte! Ich hätte nie gedacht, dass das schmecken könnte. Ich mag nicht mal Ziegenkäse, aber dieses Eis? Ein Traum.
Dann hält Moni spontan an einem Straßenstand. Sommerliche Kleider! Ich freue mich wie Bolle – Tilo und Lars müssen da jetzt wohl durch. 🤣
Ich bin entzückt: Die Auswahl ist schnell getroffen, und ich zahle für drei wunderschöne Kleider in Spitzenqualität nur 57 Euro. Schnapper! Ich freue mich noch immer.
Wieder zurück sitzen wir mit Tilo noch eine Weile im Quincho und quatschen über Gott und die Welt. Er lädt uns für Sonntag zu seinen Paraguayern ein. Dazu muss man wissen: Der Sonntag ist hier heilig! Er gehört der Familie. Gemeinsam geht’s ins Grüne, an den Fluss, ins Schwimmbad – und natürlich darf das Essen nicht fehlen. Eine wirklich tolle Einladung, wir freuen uns darauf, endlich mal etwas typisch Paraguayisches kennenzulernen.
Aber jetzt muss ich mich beeilen! Ich muss Sylvia einsammeln, denn es geht zum Nägel machen nach Caacupé. Dort gibt es einen Spa, der einfach alles anbietet: Nägel, Füße, Massagen, Haare, Permanent Make-up – ein Rundum-Wohlfühlpaket! Ich überlege, mir die Haare verlängern zu lassen. Hmm… Da muss ich aber noch eine Nacht drüber schlafen. Lilly, die Inhaberin, gibt mir ihre Karte, damit ich mich später nochmal melden kann. Ich bin gespannt, ob das mit Google Übersetzer klappt.
Zurück zu Hause: Für den Abend haben wir beschlossen, zum rumänischen Griechen zu fahren – Heidi hatte Geburtstag, und wir haben definitiv Hunger! Unterwegs halten wir noch an einem der typischen Blumenläden, um Heidi eine kleine Aufmerksamkeit mitzubringen. Diesmal fährt auch Chris mit – das lässt er sich nicht entgehen!
Wir bestellen das leckerste Cordon Bleu ever und quatschen viel mit Heidi, die sich zwischendurch zu uns gesellt. Ein wundervoller Abend! Wieder einmal genießen wir das Leben.
Für vier Personen inklusive Getränke, Essen und Nachtisch zahlen wir 306.000 GS – umgerechnet etwa 34 Euro. Ja, ich muss das einfach nochmal erwähnen – in Deutschland undenkbar! Und nein, ich meine das nicht als Kritik an deutschen Gastronomen. Mir ist völlig bewusst, dass die Kosten drumherum die Preise in die Höhe treiben und diesbezüglich keine andere Wahl besteht.
Vollgemurmelt mit gutem Essen und einem Gefühl purer Zufriedenheit fahren wir nach Hause. Was für ein toller Tag!
Wie es mit dem Familientag der Paraguayer verläuft und ob das mit der Haarverlängerung klappt? Das erfahrt ihr beim nächsten Mal! Bleibt dran – und vor allem gesund! 😊



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